Gute Frage: Warum überhaupt soll es ausgerechnet WordPress sein? Die Software zum Veröffentlichen von Webseiten wurde dieses Jahr (2024) immerhin 21 Jahre alt. Gibt es denn da inzwischen nichts Moderneres?
Eine Grundsatzentscheidung
Als Mitte der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts auch hierzulande die ersten Möglichkeiten angeboten wurden, eigene Webseiten ins Internet zu stellen, musste man sich zwingend mit der Auszeichnungssprache HyperText Markup Language (HTML) auseinandersetzen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mich damals während meiner ersten internetten Gehversuche durch SELFHTML gekämpft und handgetippte Dateien mit HTML-Code auf einen T-Online-Server hochgeladen habe.
Erst kurz vor dem Jahrtausendwechsel wurden Inhalte und Gestaltung getrennt: Zusätzlich zu HTML musste man sich nun auch noch mit Cascading Style Sheets (CSS) befassen, in denen festgelegt wird, wie die Elemente aussehen sollen, die mit HTML beschrieben werden.
Tatsächlich bestehen Webseiten auch heute aus nichts anderem als aus HTML- und CSS-Code (sowie dem einen oder anderen JavaScript). Das kann man ganz einfach nachsehen, indem man im Browser mit der rechten Maustaste auf eine leere Stelle einer beliebigen Internetseite klickt und dann die Option „Seitenquelltext anzeigen“ auswählt. Schon die ersten Blicke auf den angezeigten Quelltext zeigen eindrucksvoll, dass es geradezu ein irrwitziges Unterfangen wäre, solchen Code manuell mit einem Texteditor zu tippen.
Das liegt zum einen an den gewaltig angewachsenen Möglichkeiten, verschiedenste Gestaltungselemente in Webseiten einzubinden. Es geht nicht mehr nur um Überschriften, Fließtext, ein paar Links und einige Bildchen, aus denen die ersten Internetseiten der Neunziger bestanden. Heute schieben sich Bild- und Textelemente übereinander, fließen nach links oder rechts aus dem Bildschirm und werden von anderen Elementen ersetzt. Infoboxen legen sich über die Inhalte, um Seitenbesucher zur Interaktion zu bewegen, oder um ihnen die Zustimmung für den Einsatz von Cookies und Newslettern abzuringen.
Hinzu kommen zum anderen grundlegend verschiedene Anzeigemedien: Längst haben Seitenabrufe von schmalen Smartphonebildschirmchen die von breiten PC-Fenstern überflügelt. Mehrspaltige Texte können auf schmalen Bildschirmen nicht lesbar angezeigt werden, und breite Bilder schrumpfen dort auf Briefmarkengröße oder werden nur in einem sinnlosen Teilausschnitt angezeigt. Wenn Webseiten auf allen Ausgabemedien gleich (gut?) aussehen, nennt man das „responsives Design“.
Wollte man all dies selbst programmieren, man wäre Wochen oder Monate mit einer einzigen Seite beschäftigt. Selbst dann, wenn man all die benötigten Techniken virtuos beherrschen würde.
Content Management Systeme
Deshalb ist es längst sinnvoll, das Handwerkliche und das immer Wiederkehrende beim Webseitenbau durch Werkzeugkästen erledigen zu lassen und sich auf die Inhalte der eigenen Website zu konzentrieren. Fast alle Webhoster bieten daher sogenannte „Homepagebaukästen“ an, mit deren Hilfe man verschiedene Elemente einer Internetseite zusammenschrauben kann. Davon halte ich nicht viel. Denn spätestens, wenn man einmal den Webhoster wechseln will, kann man mit dem einst mühevoll Zusammengebastelten nichts mehr anfangen und muss von vorne anfangen. Homepagebaukästen sind in meinen Augen nichts anderes als clevere Kundenbindungsinstrumente.
Sinnvoller ist der Einsatz von plattformunabhängigen Content Management Systemen (CMS). Im Gegensatz zu Homepagebaukästen können diese auf den Servern aller ernst zu nehmenden Vermieter von Webspace eingesetzt werden. Schlimmstenfalls sind ein paar Anpassungen nötig, wenn der neue Webhoster auf eine andere technische Basis (Betriebssysteme der Server, Datenbanksysteme, Versionen der Programmiersprache) setzt als der alte.
Es gibt inzwischen ein ungeheures Angebot an Content Management Systemen mit sehr verschiedenen Verbreitungsanteilen gemessen an der Gesamtzahl aller aktiven Internetseiten:
- WordPress — 43,1 %
- Shopify — 3,7 %
- Wix — 2,5 %
- Squarespace — 2,1 %
- Joomla — 1,8 %
- Drupal — 1,2 %
Quelle: W³Techs, Februar 2023
WordPress
Die Dominanz von WordPress wird noch deutlicher, wenn man nicht alle Internetseiten in die Statistik einbezieht, sondern nur diejenigen, die auch mit einem CMS erstellt wurden. Unter den Content Management Systemen beherrscht WordPress den Markt mit einem Anteil von sage und schreibe 63 Prozent. Beinahe zwei Drittel aller CMS-Seiten verwenden also derzeit als technische Basis die Lösung der WordPress Foundation aus dem kalifornischen San Francisco.
Warum solltest auch Du WordPress verwenden?
Millionen von Ameisen können nicht irren? – Dieses Argument lasse ich nicht gelten. Denn es gibt andere Gründe, die es sinnvoll erscheinen lassen, auf das am weitesten verbreitete System zu setzen:
- Ein erster gewichtiger Grund für die Beliebheit von WordPress ist die gewaltige Unterstützung durch die Entwicklergemeinschaft. Denn die Gestaltung von WordPress-Seiten erfolgt im erster Linie durch sogenannte „Themes“. Zusätzliche Funktionen kann man über die sogenannten „Plugins“ einbauen. Dank des weltweit hohen Verbreitungsgrades gibt es einen unausschöpflichen Pool von Anbietern von Themes und Plugins – solchen, die ihre Lösungen kostenfrei offerieren, und solchen, die Leistung gegen Geld anbieten.
- Ein zweiter Grund besteht in der hohen Verfügbarkeit von Profis, die sich auf WordPress spezialisiert haben. Kommst Du einmal selbst nicht mehr weiter, findest Du sehr schnell jemanden, der Dich kompetent und preisgünstig unterstützt. Und selbst wenn Dir Dein WP-Experte einmal abhanden kommt: Du findest gewiss jemanden, der dort weitermacht, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Diesen Vorteil sollte man nicht unterschätzen: Er ist bares Geld wert.
Warum solltest Du lieber eine Alternative zu WordPress suchen?
Doch wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Die dunkle Seite der Macht schläft nicht. Dank einer Verbreitung von 43 Prozent aller Internetseiten konzentriert sich ein hoher Anteil aller Hacker auf WordPress-Systeme. Die Wahrscheinlichkeit, dass Deine Website von bösen Zeitgenossen unbemerkt unterwandert oder sogar ganz offen übernommen wird, ist deshalb beim Einsatz von WordPress deutlich höher als bei anderen Content Management Systemen. (Nicht etwa wegen zu vieler technischer Schwächen, sondern wegen der hohen Menge von Angriffsversuchen. Merke: Je mehr Hunnen gegen Deinen Verteidigungswall anstürmen, desto wahrscheinlicher ist es, dass Du überrannt wirst.)
Dagegen hilft nur eines: Aktualisieren, aktualisieren, aktualisieren! Nur wenn Du stets die aktuellsten Versionen des WordPress-Systems, der verwendeten Themes und aller installierten Plugins verwendest, kannst Du Dich einigermaßen gegen die allgegenwärtigen Angriffsversuche absichern, die im Minutentakt auf Deine Website einprasseln. Und je mehr Funktionen Du in Deine Installation einbaust, desto größer wird die Angriffsfläche, die Du den Angreifern bietest. (Lies zu diesem Thema auch meine Beiträge über Strategien zur Aktualisierung, zum Aufräumen in WordPress-Installationen und zum Filtern von Kommentaren.)
Empfehlung
Ich würde diese Seiten unter wordpress.fassbar.de nicht unterhalten, wenn ich persönlich nicht von den Vorteilen des CMS überzeugt wäre. Aber Deine Entscheidung musst Du natürlich selbst treffen. Falls Du Dich für WordPress entscheidest, empfehle ich Dir, Dich durch die thematisch sortierten Hinweise in meinem WordPress-ABC zu wühlen. Oder auch gerne die Ausführungen meiner internetten Kollegen zu berücksichtigen. – Denn auch das ist ein wichtiger Vorteil des Systems: Es gibt unglaublich viele erfahrene WordPress-Gurus, die ihre Erkenntnisse mit Freude teilen.
Und wenn Du möchtest, achte auf die stets am Beitragsende verlinkten Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die hier mit dem folgenden Absatz beginnen und die Du auf vielen meiner Beitragsseiten wiederfinden wirst: Von den Vorarbeiten bis zu den allerletzten wichtigen Schritten beim Aufsetzen einer WordPress-Installation.
Schritt für Schritt: Der oben stehende Text ist ein Ratschlag, der an erster Stelle der logischen Reihenfolge bei der Einrichtung einer WordPress-Installation steht. Die komplette Reihenfolge zweckmäßiger Aktionen findest Du in meinem Inhaltsverzeichnis. Wenn Du wissen möchtest, welcher Schritt direkt nach diesem Ratschlag sinnvoll ist, findest Du hier den Nachfolgebeitrag: